Bethel im Norden

 
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Moorhort, bekannt als Kulisse aus dem Film "Freistatt" (2015), wurde im Jahr 1901 als Erziehungsheim im Freistätter Moor erbaut. Seitdem hat das Gebäude vielfältige Nutzungen erlebt. Am prägendsten war jedoch die Nutzung als Heim für jugendliche "Zöglinge".

Das Haus Moorhort steht wohl sinnbildlich für viele Schrecken, denen Kinder und Jugendliche in Freistatt ausgesetzt waren. Schon die Architektur ist einmalig, auffällig und bemerkenswert - und nicht zuletzt auch bedrohlich. Zahlreiche Schicksale sind mit der Freistätter Heimerziehung verbunden. Um einen - natürlich nur oberflächlichen - Einblick in diese Schicksale zu geben, ist hier eine kleine Auswahl von dramatischen Ereignissen aus der Geschichte der Heimerziehung zusammengestellt.

August 1903: Fünf Zöglinge fliehen aus Moorhort, können aber auf ihrer Flucht von vier Aufsehern in einem Busch aufgespürt werden. Beim Versuch der Festnahme erleidet einer der Aufseher einen offenen Schädelbruch durch einen Spaten. Er überlebt schwer verletzt, jedoch ohne bleibende Schäden. Später wird er Missionar in Afrika.

1916: Drei Zöglinge finden bei Arbeiten auf dem Dachboden von Moorhof eine in Papier eingewickelte Masse, die sie für etwas Essbares halten. Es handelte sich allerdings um Rattengift. Einer der drei Zöglinge stirbt im Krankenhaus.

Mai 1928: Am letzten Tag eines Ausflugs des Erziehungsheimes Moorstatt nach Spiekeroog versuchen zwei Zöglinge, mit einem Boot zu fliehen. Von der einsetzenden Flut überrascht, ertrinkt einer der beiden im Meer. Der andere kann sich mit letzter Kraft ans Land retten.

20. August 1940: Der Zögling Sieghart W. erhängt sich im Einmachkeller von Moorhort. Solche Selbstmorde kamen immer wieder vor. Ein weiterer Zögling sprang während des Essens plötzlich vom Stuhl auf, lief auf das Dach und stürzte sich herunter. Alle Anwesenden mussten das Geschehen machtlos mit ansehen.

April 1945: Bei der Befreiung Freistatts durch die Engländer erzählen die Jugendlichen, dass es sich bei den Erziehungsheimen um Konzentrationslager handele. Die Engländer lassen daraufhin einige Jugendliche frei und beschäftigen sie als Hilfskräfte. Nachdem daraufhin Wertgegenstände der Engländer verschwinden, werden die Jugendlichen wieder in die Heime gesperrt.

Juli 1956: Der Hilfserzieher Otto Schwandt wird bei einem Fluchtversuch von zwei Zöglingen mit einem Stuhlbein niedergeschlagen. Er stirbt kurze Zeit später im Krankenhaus Sulingen an einer offenen Schädelverletzung. Die Tat und der spätere Prozess rufen ein riesiges Medienecho hervor. Otto Schwandts Grabstein steht noch heute auf dem Freistätter Friedhof.

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