„Sonic“ entschleunigt den Schulalltag in Vechta
Afrikanische Riesenschnecke begleitet Unterricht in Grundschule von Bethel im Norden
VECHTA. Wenn sich die Kinder mit Lehrerin Shirley Siegel drauf vorbereiten, die Afrikanische Riesenschnecke mit dem Namen „Sonic“ in den Unterricht an der Janusz-Korczak-Schule in Vechta mit einzubinden, dann wird in aller Ruhe ein Gruppentisch zusammengestellt. Anschließend hat eine Grundschülerin oder ein Grundschüler, die oder der in der Woche dann „Schneckendienst“ hat, die Aufgabe, die dreijährige Riesenschnecke aus dem Terrarium herauszuholen.
„Wir machen bisher durchweg die positive Erfahrung gemacht, dass die Schülerinnen und Schüler an unserer Förderschule mit dem Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung sehr vorsichtig mit der Schnecke umgehen und alle Regeln sehr genau beachten“, so Klassenlehrerin Shirley Siegel. Sie wollte schon immer gerne ein „Klassentier“ einsetzen. Aufgrund von Allergien bei einigen Kindern kamen Tiere mit einem Fell aber nicht in Frage, sodass die Wahl nach ausgiebiger Recherche auf diese Afrikanische Riesenschnecke fiel. Sie wird jetzt seit drei Jahren im Grundschulbereich eingesetzt, ist noch lange nicht ausgewachsen und kann bis zu 20 Zentimeter lang, zehn Zentimeter hoch werden und dann ungefähr 500 Gramm wiegen. „Zur besseren Erklärung – von der Größe her vergleichbar mit der Schuhgröße 47, wenn sie dann ausgewachsen ist“, so Klassenlehrerin Shirley Siegel.
Als Sonic dann an diesem Vormittag auf dem Gruppentisch seinen / Ihren (das Geschlecht wechselt bzw. kann nicht genau bestimmt werden) Platz gefunden hat, ist es absolut ruhig im Klassenraum. Die Schülerin Lisa weiß auch warum: „Die Schnecke hat ein viel empfindlicheres Gehör als wir Menschen und sie würde unter dem Krach leiden und sich in ihr Häuschen zurückziehen.“ Ohne lange zu überlegen, konnten die Schülerinnen und Schüler auch die weiteren vier Regeln nennen, die im Umgang mit der Schnecke beachtet werden müssen: Sonic darf nicht an den Augen angefasst werden, die Schnecke darf immer nur vorsichtig berührt werden, sie muss artgerecht mit Obst und Gemüse gefüttert werden und das Terrarium muss regelmäßig gesäubert sowie feucht gehalten werden.
Dafür, dass diese Vorgaben auch eingehalten werden, sorgt der der oben bereits erwähnte „Schneckendienst“. In dieser Woche ist beispielsweise Raphael für Sonic verantwortlich. „Wir wissen dann immer auch genau, was wir an welchem Tag erledigen müssen“, so der Grundschüler. Dadurch lernen die Schülerinnen und Schüler auch Verantwortung zu übernehmen und verlässlich zu sein. Und in den längeren Ferienzeiten nimmt eine Lehrkraft, eine Schülerin oder auch ein Schüler die Schnecke im „Reiseterrarium“ mit nach Hause. „Damit sie nicht so alleine ist, leben im Terrarium auch einige Weinbergschnecken“, erklärte dazu Mika.
„Sonic“ selbst genießt anscheinet die Ausflüge und die Berührungen der Kinder. Neugierig streckt sie / er die Augen und Fühler aus, wandert ganz gemächlich auf dem Holzstück herum und frisst dabei. Dabei sind die Kinder ganz leise und beobachten die Schnecke ganz konzentriert, wie sie sich bewegt – eben ganz entschleunigt im Schneckentempo. Lisa, die sich selbst einige Schnecken für zu Hause angeschafft hat, kennt auch die Lieblingsspeisen der Schnecke: „Sonic ist gerne Salat und Gurken, die sie mit ihrer Raspelzunge zerkleinert. Zähne hat die Schnecke ja auch nicht“, so die junge Expertin.
Und was passiert in der Winterruhe, die die Schnecke in der kalten Jahreszeit hält? „Dann schauen die Kinder regelmäßig nach ihr und achten darauf, dass auch immer ein wenig Futter im Terrarium ist, falls sie mal aufwacht“, ist laut Shirley Siegel auch diese Zeit kein Problem. Allerdings freuen sich die Kinder im Frühjahr immer sehr, wenn die Schnecke dann wieder regelmäßig am Unterricht teilnimmt. Ob in der Projektstunde, beim Lesen oder auch beim Lösen von Matheaufgaben. Sonic sorgt einfach nur durch ihre Anwesenheit für eine angenehme und entspannte Ruhe.